Kuhgeflüster Geschichten und Gedichte aus dem Sauerland (Rüdiger Tillmann)
Kuhgeflüster Geschichten und Gedichte aus dem SauerlandTillmann, Rüdiger / Neuhaus, Peter P. / WOLL-Verlag Hermann-J. Hoffe
Seit 2001 zeichnet Tillmann Rüdiger Tillmann Cartoons für das Bayrische Landwirtschaftliche Wochenblatt und seite Anfang 2015 auch für das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben. Statt langweilig und naheliegend sind Tillmanns Pointen und Wendungen in aller Regel überraschend intelligent, aus der Weite des Lebens und Denkens geholt, und wenn man mal nicht auflacht, schmunzelt man erfreut ob des schönen Einfalls und der präzisen Formulierung.
Kurzbeschreibung: Auf den sauerländischen Weiden und in den dunklen Wäldern der berühmten Mittelgebirgsregion zwischen Ural und französischem Zentralmassiv tummeln sich Tiere, die sich allerlei zu erzählen haben. Das wird von Rüdiger Tillmann genaustens beobachet und in bunten Cartoons festgehalten. Und darüber muss man Worte verlieren. Also reimt Peter Neuhaus, was die Tierwelt hergibt. Immer wieder steht im Zentrum dieser Beobachtungen die Kuh, die Symbolfigur des Landes der tausend Berge, in dem am Ende der Geschichte manchmal sogar Cowboys gen Horizont ziehen sollen. Und wenn die grad nicht da sind, tut’s eben die Kuh. Das ganze Buch ist gut. (Thomas Gsella)
Vorwort: Das ganze Buch ist gut. An nichts ist die Geschichte bekanntlich so reich wie an Duos, die den Lauf der Welt veränderten, indem sie eine neue Richtung erzwangen. Ein Philosoph sagte: Alle Geschichte ist die Geschichte genialischer Zweiergespanne, und so ist es. Goethe und Schiller, Maria und Josef, Hanni und Nanni, Flora und Fauna, Castro und Che, Plisch und Plum, Uderzo und Goscinny, Greser und Lenz, Schuss und Tor, Kaffee und Kuchen, Pünktchen und Anton – nun also, zum Beginn des dritten Jahrtausends, Tillmann und Neuhaus.
Und wie dieses Duo einschlägt! Wer heute, nach Jahren mal wieder, geschäftlich ins Sauerland muss, bemerkt die Veränderung schon ein paar Meter hinter der Grenze. Zwar ist der Nieselregen noch immer der gleiche, und noch immer legt sich ein schmetterlingsleichter, fast unsichtbarer Grauschleier wie eine kilometerdicke Wolldecke über die Wälder und Städte und Menschen, und doch, und doch: Etwas ist anders geworden. Eine stille, klammheimliche Freude lugt aus den Augen der Bewohner und den Fenstern der niedrigen dickwandigen Häuschen, ein neuer Lebensmut, ein Stolz, ja, fast könnte man es Stolz nennen, ein nie gefühlter und daher umso triumphalerer Stolz hat das gesamte Sauerland erfasst und schüttelt es nun kräftig durch wegen und dank dieses großartigen Buches von Rüdiger Tillmann und Peter P. Neuhaus – welches, apropos Wolldecke, kein anderer als der große sauerländische WOLL-Verlag verlegt!
Wir beginnen mit Rüdiger Tillmann. Geboren wurde der heutige Hamburger selbstverständlich im Sauerland; übrigens, wie die Legende will, nur ein paar Kreißsäle von Peter Neuhaus entfernt. Seit 2001 zeichnet Tillmann Cartoons für das »Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt« und seit Anfang 2015 auch für das »Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben«, was daran liegen mag, dass er U-Bahn-Eingänge in Hochhausvierteln praktisch nie, Tiere in Landschaften aber pausenlos zeichnet, und zwar mehr als fehlerfrei, nämlich mit scharfer Beobachtungsgabe, sicherem Strich und einer Komik, die ums Ganze weniger flach ist als das Land, das sie erfreut: Statt langweilig und naheliegend sind Tillmanns Pointen und Wendungen in aller Regel überraschend, intelligent, aus der Weite des Lebens und Denkens geholt, und wenn man mal nicht auflacht, schmunzelt man erfreut ob des schönen Einfalls und der präzisen Formulierung. Und eben drum sieht man Tillmanns Tiere längst auch woanders, auf der berühmten Satireseite der „taz“ etwa oder im unter Liebhabern noch berühmteren „Häuptling Eigener Herd“, einer vom Weltmeisterkoch Vincent Klink über lange Jahre herausgegebenen komischsatirischen Buchreihe.
Zu Tillmanns Zeichnungen passen Peter P. Neuhaus’ Gedichte wie der Rotkohl zum Braten, wie der Himmel zur Wiese oder, noch passender, wie der Tillman zum Neuhaus. Auch Neuhaus wurde im Sauerland abgelegt, und noch heute lebt er in Menden, dem wohl nordsauerländischsten Mittelzentrum der Welt. Nebenberuflich arbeitet er als Geldverdiener, Schauspieler und Theatermacher, hauptberuflich als komischer Dichter, der immer mal wieder in der „Titanic“ und wie Tillmann in der „taz“ zu feiern ist, weil er auf der Klaviatur von Reim und Metrum so leicht und sicher spielt wie weltweit wohl nur Igor Levit und Andrej Gavrilov auf ihren sündteuren Steinways. In Paarreime, Terzinen oder Alexandriner gießt der Reimschmied seine Verse, als wären Goethe oder Gernhardt nie gestorben: mit scharfer Beobachtungsgabe, sicherem Gefühl für Sprache und einer Komik, die ums Ganze weniger flach ist als das Land, das sie erfreut: Statt langweilig und naheliegend sind Neuhaus‘ Pointen und Wendungen in aller Regel überraschend, intelligent, aus der Weite des Lebens und Denkens geholt, und wenn man mal nicht auflacht, schmunzelt man erfreut ob des schönen Einfalls und der präzisen Formulierung.
All das verbindet Peter P. Neuhaus, bis hinein in meine Wortwahl, mit Rüdiger Tillmann, und wie schön, dass beide sich nun verbanden zu diesem Buch, das man in die Hand nimmt und dann lange nicht mehr loswird, weil man nicht loskommt von all diesen lustigen und klugen Hühnern und Füchsen und Kühen und Reimen. Meine Lieblinge sind viel zu zahlreich, um sie hier zu empfehlen, und so bleibt mir als Schlusssatz nur dieser: Das ganze Buch ist gut.
Thomas Gsella
Thomas Gsella war von 2005 bis 2008 Chefredakteur des endgültigen Satiremagazins „Titanic“. Er veröffentlicht komische Lyrik und Kurzprosa. Zuletzt erschien „Saukopf Natur. Gedichte“ (Kunstmann 2016).
ISBN-978-3-943681-63-5 120 Seiten, Hardcover 20 x 28 cm
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